Agilität – der strategische Ansatz der Zukunft?

Wir befinden uns in einem Zeitalter, das von ständigem Wandel in fast allen Bereichen geprägt ist. Besonders durch die immer rasanter fortschreitende Digitalisierung unserer Welt beschleunigen sich Umgestaltungen und Reformen. So entwickeln sich auch Organisationen weiter, die ihre Prozesse möglichst optimal an neue Herausforderungen anpassen möchten. 

In diesem Kontext fällt der Begriff Agilität seit einigen Jahren en masse. 

Die Wandlung unserer Gesellschaft durch Digitalisierung, Aufklärung und Werteverschiebung ist in jedem alltäglichen Leben sichtbar. Die Softwarebranche als herausstechendes Beispiel verantwortet jährlich das Zustandekommen neuer Berufe, die es so vor wenigen Jahren noch nicht gab, jedoch heutzutage nicht mehr wegzudenken sind.

Doch Agilität ist nicht nur ein Trendwort, das erst in den letzten Jahren entstanden ist.

Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts wurden mutmaßlich erste agile Projekte durchgeführt und agile Methoden haben seit jeher zur Einbindung bestimmter Organisationsgrundsätze in unternehmerische Strukturen geführt. 

Diese Grundsätze basieren auf der Idee des Wandels und dem Wegfall unbeugsamer Unternehmensorganisationen.

AGILE NETZWERKE

Im Gegensatz zu neuen, moderneren Ansätzen, haben viele beständige Unternehmen starre, hierarchische Unternehmensstrukturen. Diese Hierarchien versprechen zwar scheinbare Sicherheit und klar definierte Aufgabenverteilungen, jedoch birgt dieses Prinzip ein starkes Risiko für Informationsverluste und zeitintensive Bearbeitungswege.

Agilität soll diesen Nachteilen entgegenwirken. Sie definiert kollegiale Zusammenarbeit durch gemeinsame Ermittlung von den Stärken eines Einzelnen und mögliche Problemlösungs-Barrieren. Erst wenn problematische Schnittstellen im Team erkannt werden, können diese durch dynamische Absprachen gelöst werden. So werden im engeren Sinne oft unterschiedliche Hierarchieebenen zusammengelegt, um ausgewählte Aufgaben zu bewältigen. Allgemein wird den Teams Transparenz und Selbstorganisation zugesprochen.

AGILE METHODEN

Die Ermittlung von Problemen innerhalb eines Teams oder größeren Bereichen und die Bewältigung der Aufgaben, können mit der Hilfe agiler Methoden ermittelt werden. Des Öfteren wird beispielsweise SCRUM missverständlicher Weise als Definition für Agilität verwendet. Jedoch handelt es sich dabei im Ursprung um eine Projektmanagementmethode, um Software-Entwicklungsprojekte effektiv unter den heutigen Rahmenbedingungen umzusetzen. 

SCRUM beruht, wie andere abgeleitete agile Methoden, auf dem 2001 veröffentlichten „Agilen Manifest“, welches von Softwareentwicklern zusammengestellt wurde. Dieser Text beschreibt die folgenden zwölf Prinzipien:

  • Die höchste Priorität ist die Zufriedenstellung der Kund:innen durch frühzeitige und beständige Bereitstellung von wertvoller Software.
  • Veränderungen sind auch spät in der Entwicklungsphase willkommen. Agile Prozesse nutzen Veränderungen für den Wettbewerbsvorteil der Kund:innen.
  • Funktionierende Software soll kontinuierlich bereitgestellt werden, von wenigen Wochen bis hin zu einigen Monaten. Hierbei werden kürzere Zeitperioden präferiert.
  • Geschäftsleute und Entwickler:innen müssen während des gesamten Projektes zusammenarbeiten.
  • Baue Projekte um motivierte Menschen herum auf. Gib ihnen die Umgebung und den Support, den sie brauchen und vertraue darauf, dass sie ihre Arbeit erledigen.
  • Die effizienteste und effektivste Methode, um Informationen an und innerhalb eines Entwicklungsteams zu übermitteln, ist das persönliche Gespräch.
  • Funktionierende Software ist das primäre Maß für den Fortschritt.
  • Agile Prozesse fördern eine nachhaltige Entwicklung. Die Sponsor:innen, Entwickler:innen und Benutzer:innen sollten in der Lage sein, ein konstantes Tempo auf unbestimmte Zeit beizubehalten.
  • Kontinuierliche Aufmerksamkeit für technische Exzellenz und gutes Design verbessert die Agilität.
  • Einfachheit – die Kunst der Maximierung unerledigter Arbeit – ist wesentlich.
  • Die besten Architekturen, Anforderungen und Designs entstehen aus sich selbst organisierten Teams.
  • In regelmäßigen Abständen überlegt das Team, wie es effektiver werden kann, und passt sein Verhalten dementsprechend an.

Der Erfolg von SCRUM hat dazu geführt, dass das der Methode zugrunde liegende Mindset sowie Elemente von SCRUM in die allgemeine Organisationsentwicklung Einzug gehalten haben. 

Diese Prinzipien können auf unterschiedlichste Unternehmungen übertragen werden. Agile Methoden orientieren sich an ihnen und versuchen den Zweck einer wandelbaren, kundenorientierten und qualitätsorientierten Projektentwicklung somit zu übertragen.

AGILES ARBEITEN

Vielleicht verwechseln manche Menschen agile Prinzipien mit losen Planungen und ungeregelten Arbeitsweisen. Allerdings ist in der Realität das komplette Gegenteil der Fall.

Agilität lebt von klaren Vorgehensweisen und Rollenverteilungen. So werden in agil geführten Unternehmen regelmäßige Meetings angesetzt, die einem konkreten Zweck unterliegen.

Beispiel: Das Meetingformat „Daily“ definiert ein Zusammentreffen der Mitglieder eines Teams. In dem täglichen Treffen werden nacheinander Ereignisse des vorherigen Tages, sowie Pläne und mögliche Hürden für den aktuellen Tag zusammengetragen. Diese Informationen werden innerhalb einer Zeitspanne von maximal 15 Minuten ausgetauscht und bieten den Teammitgliedern eine Möglichkeit, Probleme im Voraus zu lösen und Transparenz zu fördern.

Durch solche Arbeitsweisen organisieren sich Teams auf eine organische Weise und werden zur gemeinsamen Zusammenarbeit angeregt. Dass somit unter anderem die Arbeitsqualität und die Teamfähigkeit verbessert werden, steht außer Frage. 

Ein großer Vorteil von diesen verbindlichen Meetings ist die Schnelligkeit in der Problemübermittlung. Teammitgliedern wird somit nicht nur ein Termin zur Ergebnispräsentation, sondern ebenfalls eine Möglichkeit zur Erklärung von Entwicklungsproblematiken, gestellt. Mitarbeiter:innen fühlen sich dadurch womöglich motivierter und besser verstanden in Hinblick auf die tägliche Arbeit. Der enorme Druck eines perfekten Ergebnisses wird somit zusätzlich umverteilt und die Einzelperson kann unter harmonischeren Bedingungen an einem Projekt arbeiten.

AGILES MINDSET

Agilität fängt jedoch nicht bei der Aufbauorganisation, den Prozessen oder den Methoden an. Sie beginnt bei den Werten und Prinzipien, die dahinterstehen. Erst dann können diese Bausteine benutzt werden und funktionieren.

Gleichzeitig ist dieser Schritt aber vermutlich der schwierigste. Führungskräfte und Mitarbeiter:innen, die jahrzehntelang in einer Gesellschaft gearbeitet haben, in der Unternehmen eine festgefahrene Hierarchie aufweisen, sind teilweise schwer vom Gegenteil zu überzeugen. 

Eben jene hierarchisch aufgebauten Unternehmen sind zumeist zweckorientiert. Sie möchten den höchstmöglichen Gewinn mit Hilfe festgefahrener Prozessschritte erreichen. Dem stetigen Wandel von Kundenanforderungen oder Entwicklungstempi kann dies dabei oft nicht mehr gerecht werden.

Folglich sollte ein Umdenken stattfinden. Der entwicklungstechnische, sowie gesellschaftliche Wandel fordert auch eine entsprechende Anpassung bezüglich der Prozessoptimierung. Agilität ist hierbei ein Lösungsansatz, der kundenorientiert funktioniert. Die Qualität ist ausschlaggebend für eine ausreichende Wettbewerbsfähigkeit. Diese Qualität kann aber nur zum Vorschein kommen, wenn das Mindset der Teilnehmer:innen sich auf agile Denkweisen einlassen kann.

FAZIT

Agilität ist ein Überbegriff für ein neues Bewusstsein und entsprechende Maßnahmen. Es beschreibt die Fähigkeit sich auf eine komplexe, sich schnell verändernde Welt einzustellen und dabei wirtschaftlich erfolgreich zu sein.

Jedoch sind die Denkweisen vieler Unternehmen immer noch festgefahren in teilweise veralteten, hierarchischen Mustern.

Allerdings muss man bedenken, dass nicht alle Unternehmensprozesse dazu geeignet sind, einem agilen Vorbild zu folgen. Denn wie bei jeder Strategie gibt es besser geeignete Anwendungsbereiche und schlechter geeignete. 

Schlussendlich bleibt die Frage:

Werden in Zukunft alle Unternehmen agile Grundsätze annehmen?