Warum du kein Programmierer sein musst, um eine App Idee umzusetzen

Die schlechte Nachricht zuerst: In Deutschland fehlen IT-Experten. Die Anzahl offener IT-Stellen lag 2019 bei 124.000 und 83 Prozent der Unternehmen beklagten einen Mangel an IT-Kräften. Dementsprechend schwer und teuer ist es, eine App ohne Programmierer umzusetzen. Wie soll man also durchstarten, wenn der zentrale Bestandteil der Idee eine eigene App ist, der Arbeitsmarkt aber noch leerer ist als deine Lieblingsbar im Lockdown? Es gibt auch eine gute Nachricht: Es geht nicht nur dir so und mittlerweile gibt es ein breites Angebot an “No-Code-Platforms”. Mit diesen Werkzeugen kannst du Apps über grafische Benutzeroberflächen erstellen und deine Ideen nicht nur visualisieren sondern tatsächlich umsetzen.


But first: Concepts!

Ist die App-Idee erst einmal im Kopf, sprudeln die Ideen für neue Funktionen. Das ist gut – sehr gut sogar! Wichtig ist, dass du Ordnung in das Chaos bringst und dir bewusst machst, welche dieser Funktionen am Anfang wirklich wichtig sind. Du musst ein minimal überlebensfähiges Produkt (engl: “MVP”) definieren. Wenn du ohne eine klare Vorstellung davon, was deine Idee ausmacht anfängst an einer Lösung zu tüfteln, kannst du dich schnell verzetteln. In der Produktentwicklung wird so ein Verhalten “Featuritis” genannt. Es bezeichnet das immer weitere Hinzufügen von neuen Funktionen – sei es aus Eitelkeit oder Übereifer. Nicht wenige vielversprechende Projekte mit großen Teams aus erfahrenen Entwicklern sind aus diesem Grund gescheitert. 

Ein paar Verhaltensregeln können dir dabei helfen die Funktionen, die deine App wirklich dringend für einen Marktstart braucht, zu definieren:

  • Blick auf Zielgruppe: Schaue nicht nur auf deine Lösung, sondern vielmehr auf die Zielgruppe, die deine Lösung braucht und bringe in Erfahrung, wie du sie am besten mit deiner App unterstützen kannst. 
  • Ziele und Deadlines: Setze dir mit den Ergebnissen aus dem ersten Punkt feste Ziele mit einem klar definierten Funktionsumfang. Deadlines helfen dir dabei, dich auf das Wesentliche zu konzentrieren. 
  • Persönliche Ziele? Vision? Überlege dir gut welches Ziel du selbst mit deiner Idee verfolgst und priorisiere so die Aufgaben, die sich aus dem Funktionsumfang ergeben.
  • Fokus und Struktur: Arbeite an der App ODER plane neue Funktionen. Versuche nicht, diese zwei Aufgaben gleichzeitig zu erledigen. Wenn dir beim Arbeiten gute Ideen kommen, dokumentiere sie und lass dich nicht ablenken.

Diese Regeln sind hart aber hilfreich. Trotzdem solltest du deinen Plan nicht um jeden Preis verfolgen. Hier ist etwas Fingerspitzengefühl gefragt. Mentoren und Feedback von ersten Appnutzern können dir helfen, agil und klug auf Veränderung zu reagieren.  

Wenn der Fahrplan für die erste, minimal überlebensfähige Version (MVP) deiner App steht, kannst Du dich auf die Suche nach den passenden Werkzeugen machen.

Tools? Gibt es ohne Ende!

Mit ein wenig Google-Geschick findest du schnell einige Tools, die es dir ermöglichen, eigene Apps oder Webseiten ganz ohne Programmierkenntnisse zu bauen. Genau an diesem Punkt ist es wichtig, dass du weißt, was dein MVP können soll, denn nur so kannst du auf das richtige Tool für deine Bedürfnisse setzen. Wichtig ist, dass es sich bei deinen ersten Schritten um einen MVP handelt. Du musst nicht den besten und schönsten Prototypen bauen! Wichtig ist, dass du dein Ziel aus der Konzeptphase nicht aus den Augen verlierst. Auch bei der Einarbeitung in das Tool deiner Wahl kann es holprig werden. Denk immer daran: Dein MVP ist nicht für die Ewigkeit und die Featuritis ist dein größter Feind. 

Nun aber genug von der Theorie – für deinen Einstieg in die Welt der No-Code-Platforms haben wir einige Tools zum bauen einer eigenen App zusammengestellt.

bubble.io

Bubble.io ist fast schon der alte Hase unter den No-Code-Platforms. Mit Bubble lassen sich Webapps ohne Programmierkenntnisse erstellen. Dein MVP ist dann über den Browser auf dem Computer, dem Tablet oder dem Handy erreichbar. Anbieter wie zeroqode können Dir dabei helfen, deine Webapp aber auch in den Stores von Apple und Google anzubieten. Bubble selbst und auch Zeroqode bieten schon fertige Vorlagen für verschiedenste Arten von Apps, wie zum Beispiel Lernplattformen, Marktplätze und sogar einen Buffer-Klon. Der eigenen Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Der Starterplan zum Testen ist kostenlos und die erste Stufe im bezahlten Plan mehr als fair.  

AppGyver

Mit Appgyver bekommt man nicht nur den Flair der 80er im Namen, sondern auch noch eine Tonne voll mit Funktionen. Das Ergebnis der Arbeiten kann sich mehr als sehen lassen und das sogar überall: Im Web, als App und sogar auf dem TV. Das Tool ist so beliebt, dass selbst Firmen wie DHL es für eigene Produkte nutzen. Und das beste? Für Gründer, kleine Firmen und Co. ist es kostenfrei. 

Fliplet Studio

Auch mit Fliplet Studio kannst du Apps für das Web und für das Smartphone oder Tablet erstellen. Allerdings lassen sich native (Apps für das Smartphone) nur gegen einen monatlichen Preis freischalten. Ähnlich wie bei AppGyver und Bubble kannst du aus verschiedensten, schon fertigen Bausteinen (sogenannten Komponenten) deine eigene App erstellen. In der kostenlosen Version bringt Fliplet Studio schon einiges an Funktionalitäten mit, wird aber im Vergleich zu Bubble dann recht teuer, wenn man mehr Funktionen freischalten will – wenn Du keine nativen Apps brauchst, ist Bubble wohl die bessere Wahl. 

Viele Möglichkeiten – ein Überblick

Nun kennst du drei eierlegende Wollmilchsäue unter den No-Code-Platforms mit denen du deine App ohne Programmierer an den Start bringen kannst. Andere Anbieter haben sich auf einen sehr spezifischen Use-Case spezialisiert und sind da dann oft die bessere Wahl. Shopify beispielsweise erleichtert dir den Start ins E-Commerce-Geschäft und mit Sheet2Site kannst du aus deinen Google-Tabelle Webseiten erstellen. Einen Überblick über die Möglichkeiten von No-Code-Tools und -Platforms findest du – fleißigen Internetnutzer*innen sei Dank – auf GitHub.

Alternativen zur fertigen App

Nicht immer ist ein funktionierender Prototyp die richtige Herangehensweise. Wenn es nur um die Visualisierung deiner Idee für mögliche Mitstreiter*innen oder für potenzielle Investor*innen geht, ist die eigene Fantasie gefragt. Ob einfache Landingpage oder eine Powerpoint, die so tut als wäre sie eine App – manchmal reichen einfachste Mittel und den Wert deiner Produktidee aufzuzeigen. 

Viele Wege führen nach Rom, aber nicht alle und einige sind recht steinig. Schade ist nur, wenn du die Reise erst gar nicht antrittst und eine geniale Idee auf der Strecke bleibt. Setze dich gerne mit uns in Verbindung, falls du einen Schupps in die richtige Richtung brauchst. Wir investieren kostenfrei eine Stunde Zeit in dich und deine Idee, um zu schauen, was drin steckt.